WIE FINANZIERT KUNSTGLAUBE SEINE AUSSTELLUNGEN UND ADMINISTRATION? IST ES EIN ZIEL, SPONSOREN AUS BESTIMMTEN BEREICHEN ZU HABEN?
Die Ausstellungen von KUNSTGLAUBE sind nicht auf Gewinn ausgerichtet und nur mit Hilfe von Spenden und Sachleistungen realisierbar. Es wäre unpassend, in einer Kirche Werbung anzubringen, daher hat sich Firmensponsoring als schwierig herausgestellt, weil wir keine entsprechenden Gegenleistungen anbieten können. Unsere Präferenz sind daher Zuwendungen von privater Seite für unsere Ausstellungen, aber wir sind auch dankbar für Spenden von Institutionen, Stiftungen und Firmen, die verstehen, dass wir möglicherweise nicht in der Lage sind, im Gegenzug Werbefläche zur Verfügung zu stellen.
WAS IST DIE BESONDERE VERBINDUNG / BEZIEHUNG VON KUNSTGLAUBE ZUR KATHOLISCHEN KIRCHE?
KUNSTGLAUBE ist eine unabhängige Organisation, die bei der religiösen Institution um Erlaubnis für die Installierung der Ausstellungen ansucht. Wenn wir Kunst in Kirchen ausstellen, so steht unsere Arbeit im Dienst der katholischen Kirche, ist aber von der jeweiligen Diözese weder offiziell genehmigt noch beauftragt.
WIE WÄHLT KUNSTGLAUBE DIE THEMEN DER AUSSTELLUNGEN AUS?
Wir haben zwei unterschiedliche Methoden, Themen für unsere Ausstellungen zu finden. Üblicherweise überlegen wir zuerst ein Thema von großer aktueller Relevanz und wählen dann einen dazu passenden Sakralraum aus. Es kann aber zweitens auch umgekehrt so sein, dass der Besuch und die Analyse eines bestimmten Sakralraumes ein Thema evoziert, wobei wir gründliche Recherchen zur Architektur sowie den bereits im Raum vorhandenen Kunstwerken durchführen. Der nächste Schritt nach der Entscheidung für einen Raum ist die Suche nach passenden Standorten im Gebäude, die Kunstwerke beherbergen könnten. Jedes Kunstwerk soll einen bestimmten Inhalt widerspiegeln, der einen Bezug zum Thema der Ausstellung hat, in dem aber auch der Ort seiner Präsentation Resonanz findet.
WIE WERDEN DIE TEILNEHMENDEN KÜNSTLER AUSGEWÄHLT?
Für unsere Ausstellungen suchen wir nach Kunstwerken von höchster Qualität. Wir kontaktieren überwiegend Künstler, die zu den international anerkanntesten zählen und mit ihren Arbeiten in den wichtigsten Sammlungen auf der ganzen Welt vertreten sind. Daneben halten wir auch Ausschau nach Arbeiten lokaler Künstler, die nach unserer Auffassung in Bezug auf maßgebliche aktuelle Themen von großer Relevanz und Gültigkeit sind.
WIE WERDEN DIE KÜNSTLER DAZU GEBRACHT, SICH ZU BETEILIGEN UND IHR KUNSTWERK ZUR VERFÜGUNG ZU STELLEN?
Nachdem ein Künstler für die Beteiligung an einer Ausstellung in Betracht gezogen wurde, schlagen wir eine kleine Auswahl von Arbeiten vor, die potentiell sowohl zum Thema als auch zum Raum passen könnten. Wir kontaktieren die Künstler entweder über die sie repräsentierende Galerie oder direkt über ihr Atelier und präsentieren den kompletten Plan für die Ausstellung. Wenn das jeweilige Werk von einer privaten oder öffentlichen Sammlung entlehnt werden soll, wird zuerst der Künstler kontaktiert, um ihn darüber zu informieren, dass wir beabsichtigen, eines seiner Werke einzubeziehen. Wenn wir ein Werk in Auftrag geben, was sehr selten vorkommt, führen wir mit dem Künstler ausführliche Gespräche, in denen wir das Thema sowie das Konzept der Ausstellung erklären und ganz deutlich machen, dass das Kunstwerk keinesfalls explizit als religiös zu verstehen sein soll.
NACH WELCHEN KRITERIEN WÄHLT KUNSTGLAUBE DIE KIRCHEN FÜR DIE AUSSTELLUNGEN AUS?
Es hat sich als wesentliches Element herausgestellt, dass der Ort für unsere Ausstellungen ein rituell aktiver Raum ist. Die Werke, die wir installieren, müssen die Aufmerksamkeit primär auf die Liturgie und die religiöse Bedeutung des Gebäudes lenken und weniger auf die Kunst selbst. In einem desakralisierten Raum könnte sich diese Rangordnung umdrehen und der Kunst größere Bedeutung zugemessen werden als dem Gebäude und dem, wofür dieses früher einmal gestanden ist. Es ist schwierig, Kunst in eine Kirche einzufügen, die visuell „laut“ ist, daher gibt es bestimmte Architekturstile, die besser für die Installation von zeitgenössischer Kunst geeignet sind als andere. Die Beziehung zwischen alt und neu ist ebenfalls ein wichtiges Element der Ausstellungen und daher hat die Installation von Arbeiten in Kirchen aus der Zeit der Gotik, Romanik oder Renaissance tendenziell eine viel größere Wirkung auf den Besucher.
WAS IST DAS KONKRETE ZIEL VON KUNSTGLAUBE? WIE WIRD FESTGESTELLT, OB ES ERREICHT WURDE?
Unser Ziel ist es, Menschen die Möglichkeit zu bieten, die verwandelnde Kraft der Kunst zu erleben. Indem wir Kunst unserer Zeit in sakralen Räumen ausstellen, erheben wir Anspruch auf die kontinuierliche Relevanz und Signifikanz von Sakralräumen in der kulturellen Landschaft. Die Erfahrung von zeitgenössischer Kunst kann religiös sein, und diese religiöse Erfahrung soll durch unsere Ausstellungen einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden. Sakrale Räume haben eine lange Tradition, Kunstwerke aus allen Zeitperioden und Epochen in ihre Architektur und ihren rituellen Raum zu integrieren. Die Aufrechterhaltung dieser Tradition ist für KUNSTGLAUBE von größter Wichtigkeit. Wenn unsere Generation sich lediglich damit begnügt, Kunst aus vergangenen Epochen zu erhalten und abzustauben, könnte das implizit so verstanden werden, dass nur diese Kunst in der Lage ist, die religiösen Geheimnisse darzustellen. Zur Evaluierung, inwiefern wir unsere Ziele erreichen, ist in erster Linie die Präsenz unserer Mitarbeiter während der Ausstellung sehr wichtig, wo sie mit den Besuchern ins Gespräch kommen und ihnen so die Gelegenheit geben, ihre persönlichen Erfahrungen und Gedanken bezüglich der Kunstwerke mitzuteilen. Bei jeder Ausstellung gibt es ein Gästebuch für Kommentare sowie die Möglichkeit für Feedback in sozialen Medien. Wichtige Hinweise darauf, welche Wirkung unsere Ausstellungen auf die Öffentlichkeit haben, geben auch die Besucherzahlen sowie die Tatsache, dass Besucher üblicherweise mehrmals kommen und sich sehr eingehend mit den Kunstwerken und dem Raum auseinandersetzen. KUNSTGLAUBE berücksichtigt, dass die religiösen Institutionen auch daran interessiert sein werden, ihre Tore für Menschen „außerhalb das Glaubens“ zu öffnen und wir übernehmen Verantwortung dafür, dass Fragen zum Glauben, die eventuell durch eine Erfahrung mit der Ausstellung hochkommen können, an die passenden Ansprechpersonen innerhalb der jeweiligen religiösen Institution weitergeleitet werden. Wenn ein Besucher sich im sakralen Raum wohl fühlen kann, betrachten sowohl wir als auch die Institution das als großen Erfolg für die Kunst und für den Glauben.
WAS IST DIE ZIELGRUPPE? GIBT ES EINE SPEZIELLE ZIELGRUPPE ODER IST DIE ARBEIT VON KUNTGLAUBE AN JEDEN GERICHTET?
Unsere Ausstellungen richten sich primär an die allgemeine Öffentlichkeit und es ist unsere Verantwortung, bei unseren Ausstellungen dieselben hohen Standards zu befolgen, die auch von den wichtigsten Kunstinstitutionen in aller Welt praktiziert werden. Sakrale Räume werden als Kulturdenkmäler und Zufluchtsorte der Stille und Kontemplation immer von enormer Signifikanz sein. KUNSTGLAUBE ist der Ansicht, dass ein Sakralraum ein Ort sein soll, an dem sich alle Menschen mit ihrer Verletzlichkeit unabhängig von ihrem Glauben oder religiösen Hintergrund sicher fühlen können. Bei der Auswahl von Kunstwerken ist es extrem wichtig, auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, die sich im Sakralraum bereits wohl fühlen. Jede Veränderung eines vertrauten Raumes – auch wenn sie nur temporär ist – kann sehr verstörend sein. Uns ist bewusst, dass wir sehr vorsichtig damit sein müssen, in welchem Ausmaß Menschen das Gefühl haben könnten, dass in ihr geistliches Zuhause eingegriffen wurde. Genauso sollen sich diejenigen, die mit zeitgenössischer Kunst und der Art und Weise der Interpretation, die sie zulässt, schon vertraut sind, im Raum wie zu Hause fühlen können.
WARUM LEIBLICHKEIT UND SEXUALITÄT? WARUM INNENRAUM? WARUM MADNESS AND MYSTICISM? WARUM IN DIESER REIHENFOLGE?
Die Themen der Ausstellungen wurden nach einem wohlüberlegten Konzept gewählt und folgen einem roten Faden, der auf eine umfassende Untersuchung des Menschseins abzielt: Sexualität, innere Pilgerschaft, Wahnsinn, Humor, Vergebung, Gebet, Trauma und Versöhnung sind Themen, die für jeden Menschen von Bedeutung sind. Es war wichtig, die Ausstellungsserie mit einem Thema zu eröffnen, das von besonderer aktueller Relevanz ist. In einer Zeit, wo der Fokus der Medien unverhältnismäßig stark auf die Beziehung der Katholischen Kirche zu Körper und Sexualität fokussiert war, befasste sich Leiblichkeit und Sexualität mit der Bedeutung des Körpers im Kontext der Kirche und richtete die Aufmerksamkeit auf eine lange, bedeutsame Tradition der Einbettung des Körpers in Kirchenarchitektur und Ritual. Papst Johannes Paul II legte mit seinem Mammutwerk der „Theologie des Leibes“ eine umfassende Untersuchung der menschlichen Person vor, der jedoch eine visuelle Begleitung in zeitgenössischer Kunst gefehlt hatte. Sein Text stellte das Grundgerüst für die Kernaspekte der Ausstellung Leiblichkeit & Sexualität dar. INNENraum führte die Theologie-des-Leibes-Ausstellung weiter und legte den Schwerpunkt auf das eigene Innenleben. Während die erste Ausstellung das Äußere und die gemeinsame Erfahrung der äußeren physischen Realität in den Blick nahm, fokussierte die zweite Ausstellung auf die innere Realität als ein sich ausdehnendes Universum. Das Hauptthema der nächstfolgenden Ausstellung Madness & Mysticism ist die Psyche und die Erfahrung des Außer-sich-Seins. Diese dritte große Ausstellung sucht nach einer gemeinsamen Sprache für unterschiedliche psychische Zustände, die entweder als mystisches Erlebnis oder als psychische Erkrankung interpretiert werden können. Darüber hinaus gibt es Planungen für jährlich stattfindende Ausstellungen bis zum Jahr 2020 zu Themen, die diesen roten Faden der ersten drei Ausstellungen von KUNSTGLAUBE weiterspinnen.
KÖNNTEN SICH MANCHE MENSCHEN NICHT VERLETZT FÜHLEN, WEIL EIN SAKRALRAUM ALS MUSEUM GENUTZT WIRD?
Es kann tatsächlich vorkommen, dass die Installation von zeitgenössischer Kunst in einer Kirche als Verletzung der sakralen Bestimmung und eigentlichen Funktion des Raumes angesehen wird. Wir haben Menschen getroffen, die davon fest überzeugt waren, allerdings ohne die jeweilige Ausstellung je gesehen zu haben. Eine Ursache für solche Bedenken kann in der Bezeichnung „Ausstellung“ liegen, weil dieses Wort im allgemeinen Sprachgebrauch eng mit der Erfahrung in einem Museum verknüpft ist. Diejenigen, die trotz ihrer Zweifel die Ausstellung besuchen und mit unseren Mitarbeitern über ihre Bedenken diskutieren, sind nachher in den meisten Fällen beruhigt. Wir setzen eine lange Tradition fort, jeweils aktuelle Kunst der Gegenwart in die Kirche zu integrieren, von der z.B. die zahlreichen barockisierten gotischen Kirchen eindrucksvoll Zeugnis geben. Es ist die primäre Funktion einer Katholischen Kirche, Liturgie und Anbetung des Heiligsten Sakramentes möglich zu machen. Kirchen bieten normalerweise auch Raum für private Andacht, stilles Gebet, das Sakrament der Buße und manchmal auch für Andenken an gefallene Soldaten. Wenn religiöse Kirchenbesucher sich den Kunstwerken in einer Haltung des Gebets nähern und die Möglichkeit zulassen, sie als visuelle Predigten und Einladung zur Betrachtung der religiösen Mysterien zu erleben, gibt es fast keinen Grund, sich angegriffen zu fühlen. Die Kunstwerke, die wir auswählen, findet man normalerweise in einem Museum, aber die Installierung in einem Sakralraum führt zu einer völlig anderen Erfahrung als im Museumskontext. Es ist wichtig, den Besuchern ganz deutlich zu machen, dass sich die Erfahrung, die wir anbieten, fundamental von einer Erfahrung im Museum unterscheidet, indem wir bewusst auf bestimmte Elemente, wie etwa Informationsschilder, verzichten. Verhalten, das in einem Museum adäquat ist, kann in einer Kirche völlig unpassend sein. In der Auseinandersetzung mit dem Kunstwerk stehen in einem Museum visuelle Analyse und intellektuelle Auseinandersetzung im Vordergrund, in unseren Ausstellungen versuchen wir, einen ganz anderen Zugang zu fördern. Durch die Installierung der Kunstwerke in einem religiösen Raum öffnen sich die Arbeiten plötzlich für unerwartete Interpretationen. Wir sind bestrebt, die Kunstwerke so in die Architektur zu integrieren, als wären sie immer schon an diesem Ort gewesen. Der Raum trägt dazu bei, die Bedeutung zuzuordnen und ist somit essentieller Bestandteil im Prozess der Interpretation. Ein Sakralraum lässt es zu, dass Besucher sehr verletzlich und persönlich auf die Kunstwerke reagieren, wie das in einem Museum nicht in gleicher Weise denkbar wäre. Die Art der Erfahrung mit Kunst, die wir anbieten, kann man nur schwerlich in einem Museum machen, weil die religiöse Dimension spürbar fehlt. Kunstwerke in einem rituell aktiven Raum können in die sakrale Funktion hineingezogen werden. Katholische Kirchen folgen ähnlich wie Synagogen und Moscheen in ihrer Gestaltung einer hierarchischen Struktur, die ihren Höhepunkt im Altar und Tabernakel bzw. der Torah oder der Qibbla findet. Kein anderes Objekt, das innerhalb oder im Umkreis dieser hierarchischen Ordnung präsentiert wird, kann jemals in der Bedeutung höher stehen. Die Spannung zwischen dem Kunstwerk und dem, was im Raum stets von größerer Bedeutung sein wird, macht die Ausstellungen von KUNSTGLAUBE so dynamisch und transformierend.
WIE VIELE PERSONEN SIND IN DIE ADMINISTRATION VON KUNSTGLAUBE INVOLVIERT?
Es gibt ein kleines Kernteam von einem Kurator und einem katholischen Priester. Jede Ausstellung ist vom Organisationsaufwand mit einem Pop-Up-Museum vergleichbar und erfordert daher ein komplettes Team von Mitarbeitern, das sich in der Organisationsstruktur an den großen europäischen Kunstmuseen orientiert.
WIE IST DIE BEZIEHUNG ZWISCHEN KUNSTGLAUBE UND DEN LEGIONÄREN CHRISTI? SOLLEN DIE WERTE UND CHARISMEN DER LEGIONÄRE DURCH DIE ARBEIT VON KUNSTGLAUBE VERBREITET WERDEN?
KUNSTGLAUBE bleibt unabhängig von Diözesen, ist aber mit Unterstützung der Römisch-Katholischen Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi entstanden. Die Legionäre Christi bestärken Initiativen wie KUNSTGLAUBE als apostolisches Werk des Regnum Christi, ihre dynamische Laienorganisation im Dienst der Kirche. Die Legionäre Christi und Regnum Christi sind sehr klar in ihre Werten und Zielen. Sie bemühen sich darum, jene Aktionen zu fördern, die am effektivsten zum Aufbau einer Gesellschaft christlicher Gerechtigkeit und Liebe beitragen. Das Hauptziel von KUNSTGLAUBE ist es, Menschen die Erfahrung der verwandelnden Kraft der Kunst zu ermöglichen und wir anerkennen das Potential dieser Erfahrung, die eigene religiöse Perspektive zu formen. Die Ziele der Legionäre Christi und von KUNSTGLAUBE sind nicht unbedingt deckungsgleich, aber sie treffen sich im sakralen Raum und haben sich als gegenseitig bereichernd herausgestellt.
FRAGEN ZUM KERNTEAM: WIE SIND SIE AUF DIE IDEE GEKOMMEN, DAS ZU MACHEN, HINTERGRUND, FRÜHERE TÄTIGKEITEN, AUSBILDUNG
David Rastas initiierte KUNSTGLAUBE mit Mandy Gille nach vielen Jahren der Recherche zu zeitgenössischer Kunst in sakralen Räumen. Die Idee dazu, Kunst in sakralen Räumen zu installieren, kam ihm während seiner Tätigkeit in der National Gallery of Victoria in Melbourne, wo ihn die Begrenztheit des Museumsumfelds frustrierte. Insbesondere machte ihn betroffen, dass die Museumsbesucher oft nicht bereit oder willens schienen, offen auf die Kunstwerke zu reagieren und stattdessen eine zynische Distanz bevorzugten. Das große Potential der zeitgenössischen Kunst, den Besucher unmittelbar anzusprechen und einzubeziehen, schien durch den neutralen White Cube, der oft in Galerien und Museen den räumlichen Kontext bildet, erstickt zu werden. Nicht-religiöse zeitgenössische Kunst in sakralen Räumen zu installieren, schien die Antwort zu sein. Der finnisch-australische Kurator wuchs in Australien auf, studierte Kunst an der Geelong Fine Art School und Kunstgeschichte in Melbourne, bevor er nach Europa übersiedelte und Architektur studierte. Im Jahr 2005 gründete er eine Künstlergemeinschaft und stellte den Künstlern Atelierraum in früheren Klassenräumen einer katholischen Schule in Melbourne zur Verfügung. 2006 wurde David eingeladen, eine Ausstellung in den Kathedralen von Melbourne und Sydney zu kuratieren. Diese Erfahrung gab schließlich den Ausschlag dafür, in seiner kuratorischen Tätigkeit ausschließlich auf Kunst in sakralen Räumen zu fokussieren.
P. George Elsbett LC kam zu KUNSTGLAUBE, weil er das große Potential der Kunst erkannte, Türen zu öffnen und Menschen außerhalb der Kirche zu erreichen. Er wurde in London geboren und wuchs in Kanada auf. Seit seinem Eintritt ins Noviziat 1993 ist er Mitglied der Legionäre Christi. Nach seiner Priesterweihe 2003 baute er eine Niederlassung der Legionäre Christi in Wien auf und war seitdem sowohl der regionale Obere als auch der Koordinator des Regnum Christi in Österreich. P. George studierte Philosophie und Theologie in Rom und erwarb sein Wissen über zeitgenössische Kunst durch Gespräche mit Sammlern sowie Besuche in Museen und der Biennale in Venedig. Er hat mehrere Bücher über Unterscheidung der Geister und die Theologie des Leibes veröffentlicht und ist ein unschätzbarer Ratgeber bei theologischen Fragen für alle KUNSTGLAUBE Ausstellungen.
WELCHE EVENTS SIND ALS RAHMENPROGRAMM DER AUSSTELLUNGEN GEPLANT? VORTRÄGE, SONDERFÜHRUNGEN, KONZERTE, ETC.?
Jede Ausstellung umfasst ein öffentliches Programm mit Vorträgen, Künstlergesprächen, Performances und Sonderführungen. Ein umfassendes Schulprogramm mit Lehrmaterialien für Schüler und Lehrer wird speziell auf jede Ausstellung zugeschnitten.
WAS SIND DIE PLÄNE FÜR DIE ZUKUNFT?
Bis 2020 wird KUNSTGLAUBE jedes Jahr eine große Ausstellung in einer anderen Stadt durchführen. Die Ausstellungen sind jeweils speziell auf den Ort zugeschnitten und daher können Themen, Kunstwerke und Ausstellungskonzepte nicht an einen anderen Ort übertragen werden. Abgesehen von den großen Ausstellungen wird das Programm von KUNSTGLAUBE durch kleine Installationen von Kunst in Kirchen in Europa vervollständigt.
WAS PASSIERT, WENN EIN KUNSTWERK BESCHÄDIGT ODER GESTOHLEN WIRD?
Alle Kunstwerke werden ständig von den anwesenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie von Sicherheitskameras beaufsichtigt. Außerdem sind sie gegen Beschädigung versichert.
WELCHE ÄHNLICHE INITIATIVEN WIE KUNSTGLAUBE GIBT ES? GIBT ES EINE KOOPERATION?
Es gibt verschiedene Organisationen in Großbritannien, die mit Kunst in sakralen Räumen arbeiten, darunter CGP Dilston Grove, artinsacredspaces, Florence Trust und Art Angel. Darüber hinaus sind St. Peter Kunst-Station in Köln, San Fedele in Mailand, Sankt Andrä Kunstkirche in Graz, San Giorgio Maggiore in Venedig und die Chapelle Saint-Louis de la Salpêtrière in Paris Beispiele für katholische Kirchen mit einer langen Tradition der Integration von zeitgenössischer Kunst, ebenso wie L’art dans les chapelles in Frankreich. Derzeit gibt es keine Organisation mit genau demselben Ansatz wie KUNSTGLAUBE, jedes Jahr Ausstellungen zu einem übergeordneten Thema in einer anderen Stadt zu kuratieren und zwar ausschließlich in rituell aktiven Räumen, die zum jeweiligen Thema passen. KUNSTGLAUBE hat eine umfassende Datenbank recherchiert und entwickelt, die jede Installation zeitgenössischer Kunst in Sakralräumen seit 1970 umfasst. Wir teilen diese Informationen mit ähnlichen Organisationen und sind an Mitteln und Wegen für gegenseitige Unterstützung unserer gemeinsamen Interessen interessiert.
WAS IST KUNSTGLAUBE? WARUM WURDE ES GEGRÜNDET?
KUNSTGLAUBE wurde gegründet, nachdem klar wurde, dass eine rechtliche Organisation die Installation von zeitgenössischer Kunst in Kirchen einfacher machen würde. Es schien bereits viele Vorgänger von KUNSTGLAUBE zu geben, die ebenfalls Kunst und religiöse Institutionen in einen Dialog bringen, aber eine gebündelte institutionelle Struktur, die sich auch für Recherche und Publikation verantwortlich sieht, fehlte noch. KUNSTGLAUBE wurde 2013 als Verein registriert, um Spenden für die Ausstellung in der Votivkirche entgegennehmen zu können, 2014 wurde die Organisationsstruktur noch einmal geringfügig aber entscheidend verändert.
WAS IST, WENN KUNSTGLAUBE KEINERLEI ERFOLG HAT UND KEINERLEI WIRKUNG ERZIELT?
KUNSTGLAUBE misst seinen Erfolg an der Anzahl der Ausstellungsbesucher und deren Feedback. Wenn eine Ausstellung nur schwach besucht ist oder es außerordentlich viel negatives Feedback gibt, werden wir Maßnahmen ergreifen, um unsere Methoden und Vorgehensweisen gründlich zu evaluieren.
WIRD ES IMMER NUR EINE AUSSTELLUNG PRO JAHR GEBEN UND WIRD DIESE IMMER IN WIEN SEIN?
KUNSTGLAUBE hat seinen Sitz in Wien und wird daher immer nach Gelegenheiten suchen, Kunstwerke in Kirchen in Wien zu installieren. Der Hauptfokus liegt jedoch in der Vorbereitung und Durchführung je einer großen Ausstellung pro Jahr in einer jeweils anderen Stadt in Europa und darüber hinaus.
KANN ICH BILDER DER AUSGESTELLTEN KUNSTWERKE VERÖFFENTLICHEN?
Bilder, die zum Download auf unserer Website zur Verfügung gestellt wurden, können in Publikationen verwendet werden, sofern Künstler, Titel, Jahr, Ausstellung, Ort, Sammlung und Photograph angeführt werden. Alle entsprechenden Informationen werden mit dem jeweiligen Foto mitgeliefert.
GIBT ES DETAILLIERTE INFORMATIONEN ZU DEN KÜNSTLERN?
In unserer Offline-Datenbank haben wir Informationen zu jedem Künstler und jedem Kunstwerk und stellen diese auf Nachfrage zur Verfügung. Es ist wichtig für KUNSTGLAUBE, das Ausmaß der Information zu beschränken, das wir den Ausstellungsbesuchern zur Verfügung stellen, damit die unmittelbare Erfahrung der Begegnung mit den Kunstwerken in der Kirche von primärer Bedeutung bleibt.
WARUM ZEITGENÖSSISCHE KUNST? WARUM IN KIRCHEN?
Zeitgenössische Kunst (Kunst nach 1990) bietet wie niemals zuvor in der Kunst eine unendliche Vielzahl an möglichen Interpretationen. Im Unterschied dazu braucht moderne Kunst ein ganz bestimmtes Umfeld für ihre bis zum Äußersten gehende Befragung ihrer eigenen Grenzen, Definitionen und Funktionen. Moderne Kunst war generell mehr an der Untersuchung ihrer selbst interessiert, während zeitgenössische Kunst den Betrachter als primäres Subjekt der Kunsterfahrung in den Mittelpunkt stellt. In dieser Einbindung des Betrachters wird zeitgenössische Kunst zunehmend abhängig vom Beitrag, den der räumliche Kontext in dieser Hinsicht spielt. Dementsprechend leistet der Sakralraum einen spezifischen Beitrag zur Interpretation und bereichert die Kunsterfahrung des Besuchers, der während seiner Begegnung mit der Kunst in eine rituell aktive Architektur eintaucht. Die Entscheidung, Kunst nur in sakralen Räumen zu installieren, kommt aus einer Frustration mit den Grenzen des Museen- bzw. Galerienumfelds, das eine ganz andere Art der Erfahrung mit zeitgenössischer Kunst anbietet.
WIE WERDEN DIE KUNSTWERKE AUSGEWÄHLT?
KUNSTGLAUBE wählt zeitgenössische Kunst von herausragender Qualität ungeachtet nationaler oder geographischer Grenzen, die auf breiter Ebene die gegenwärtige Epoche widerspiegeln. Wichtige Aspekte bei der Erwägung von Arbeiten sind ein klares Verstehen der Gegenwart, eine mutige Vision, eine Sensibilität für Phänomene und schließlich eine Angemessenheit für sakrale Räume. In der Planung der thematischen Ausstellungen hält KUNSTGLAUBE primär Ausschau nach Kunst aus den Bereichen Skulptur, Film, Video, Ton und Computer. KUNSTGLAUBE wird abhängig von verfügbaren Finanzen gelegentlich auch spezifisch für den Raum und die Ausstellung konzipierte Kunstwerke (Installationen oder architektonische Interventionen) in Auftrag geben.
Das nachfolgende Venn-Diagramm postuliert eine Unterscheidung zwischen religiöser, devotionaler und liturgischer Kunst. Die Kunst, an der KUNSTGLAUBE interessiert ist, befindet sich außerhalb der „religiösen Sphäre“ und könnte als nicht-religiöse oder „säkulare“ Kunst bezeichnet werden.